Thorsten Morzuch, Headcoach der Metropol Baskets Ruhr NBBL, im Interview mit dem ETB
Die NBBL Mannschaft der Metropol Baskets Ruhr steht gegenwärtig und nach einem wichtigen Sieg bei den Rheinstars Köln auf einem respektablen zweiten Tabellenplatz der Hauptrunde 2. Nach einem spielfreien Wochenende geht zum Tabellenführer nach Frankfurt, dem man sich im Hinspiel knapp geschlagen geben musste. Fünf Spieltage vor Beendigung der Hauptrunde 2 haben die Metropol Baskets Ruhr eine gute Ausgangsposition für die Play-Offs und werden alles daran setzen, durch eine gute Platzierung dem übermächtigen Gegner Alba Berlin aus dem Weg zu gehen. Das Kooperationsprojekt von ETB SW Essen, Citybasket Recklinghausen, VfL AstroStars Bochum sowie BSV Wulfen, den Ruhrbaskets Witten und Sterkrade 69ers wird in dieser Saison geleitet von dem Trainer-Trio Thorsten Morzuch, Petar Topalski und Yannick Foschi.
Thorsten Morzuch, 46-jähriger B-Lizenz-Trainer, ist als Headcoach der Metropol Baskets Ruhr aktiv. Die Position hatte er schon einmal inne und führte das JBBL-Team in der Saison 2013/14 in die Hauptrunde und zum sicheren Klassenerhalt. Morzuch sammelte im Männerbereich ProB-Erfahrung beim BSV Wulfen und den Schwelmer Baskets, begann seine Trainertätigkeit 1992 bei den Basketballern vom TuSEM Essen, führte dann die BG Südpark Bochum von der Landesliga (2000) bis in die 1. Regionalliga (2004), war anschließend beim Nachfolgeclub AstroStars Bochum bis 2010 Männertrainer in der 1. Regionalliga West tätig. 2007 gewann er mit den Bochumern den WBV-Pokal.
Trotz Saison und beruflicher Belastung hat sich Thorsten Morzuch die Zeit genommen, ein paar Fragen für den ETB SW Essen, insbesondere für die sicherlich interessierten Nachwuchsspieler, zu beantworten.
Hallo Thorsten. Wir hätten da mal ein paar Fragen, die für Dich sicherlich ganz leicht zu beantworten sind, aber gerade den jüngeren Jahrgängen beim ETB noch nicht ganz so klar. Fangen wir ganz vorne an: Was ist die JBBL und die NBBL?
Ganz knapp gesagt: Die Nachwuchs und Jugend Basketball Bundesliga. Zuerst gab es die Nachwuchs Basketball Bundesliga, also die NBBL, das ist eine U19 Bundesliga, später wurde dann die Jugend Basketball Bundesliga, also die JBBL dazu gegründet, eine U16 Bundesliga, die nach demselben Prinzip aufgebaut ist.
Welche Bedeutung hat die U19 Bundesliga deiner Meinung nach für den deutschen Basketball?
Na das ist schon wichtig. Auf diesem Niveau werden die Jugendlichen besser für den professionellen Senioren Basketball vorbereit. Der Sprung in ein Bundesliga Senioren Team ist nicht einfach für die Jugendlichen, da spielen ja viele Faktoren rein und manche Jungs haben großes Potential, brauchen aber noch etwas Zeit und finden in der NBBL die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln und durch zu setzen.
Warum ist die JBBL und NBBL so wichtig für den ETB Essen SW?
Die Jungs können sich im Spiel auf höchstem Niveau besser entwickeln als nur auf Landesebene. Da braucht es schon für potentielle spätere Bundesligaspieler einen anderen Rahmen, als Nordrhein Westfalen den bieten könnte. Auf Landesebene, wo auch „nur“ noch „die etwas schwächeren“ Spieler spielen, wäre die individuelle Entwicklung eingeschränkt.
Was ist die Metropol Baskets Academy?
Unsere beiden JBBL Teams plus die NBBL. Und ich hoffe die Mädels mit der WNBL kommen dazu. Ziel ist es, intern Abläufe zu verbessern. Die Metropol Baskets Ruhr sind ja bereits eine Kooperationsgemeinschaft. Basketball in Deutschland ist nur auf hohem Niveau zu halten, wenn Vereine bereit sind, belastbare Kooperationen ein zu gehen. Und immer weiter dafür offen zu sein.
Wir kämpfen gegen BBL Vereine die 15% ihres Etats in die Jugend investieren müssen. Wie können wir dagegen halten?
Ehrlich gesagt: Gar nicht – Es wird immer schwieriger in der NBBL. In der JBBL hilft noch die Gebundenheit der Kinder zum Elternhaus. Und wenn die Kids aus den einzelnen Vereinen kommen und eine gute frühe Förderung erfahren haben, fühlen sie sich auch gebunden. Mit der NBBL richtet sich der Blick stark in die Zukunft und da wird dann auch nach der besten Option und Perspektive geschaut.
Das hört sich ein wenig wie bei Asterix an, das kleine gallische Dorf… Was ist unser Zaubertrank?
Das Ruhrgebiet 😊– Und unsere sehr engagierten Trainer. Wie gesagt, eine frühe Förderung, Bindung und Identifikation mit dem Heimverein sind schon mal elementar wichtig und für die JBBL eine sehr gute Voraussetzung, die Talente zu halten. Da liegt viel Verantwortung bei den jeweiligen Trainern im Bereich U10 bis U14 und da kenne ich viele tolle Kollegen, die einen super Job machen. Unsere Region hat natürlich auch ein großes Einzugsgebiet, so dass wir durch die Kooperationen Kräfte bündeln können. Immerhin bringen wir zwei JBBL Teams an den Start, aus denen sich die NBBL bilden kann. Und weitere Talente kommen trotzdem auch von außerhalb dazu, weil sie unser Angebot attraktiv finden.
Letztes Jahr ein Star in der NBBL, wie siehst Du die Zukunft von Frankfurts Isaac Bonga, der jetzt bei den LA Lakers am Start ist?
Wir haben schon mit den 98er JBBL´ern gegen Ihn auf einem Turnier gespielt und da hatte er schon diese Anlagen. Ich hoffe er wird in Zukunft mehr Spielanteile bekommen. Er ist aber meines Erachtens für die NBA noch zu jung.
Auch Isaiah Hartenstein (Houston Rockts) war in der Helmholtz Halle schon im Einsatz. Es werden immer mehr Deutsche Spieler in die NBA gelangen, da hilft die NBBL gewaltig. Aber bleiben wir mal in Deutschland. Welche ETB und MBR Talente könnten Deiner Meinung nach in Zukunft den Weg in die BBL schaffen?
Das ist ein weiter Weg. Da möchte ich mich nicht festlegen. Wir sind in der Lage eine gute und solide Förderung an zu bieten und damit spielen wir ja, wie wir zeigen, in der Liga gut mit. Aber die Luft nach oben wird natürlich immer dünner. Mit den deutschen TOP-Standorten, die rundum Förderung mit angegliederten Internaten etc. bieten, können wir nicht mithalten.
In dieser Liga kann man somit den nächsten Dennis Schröder, Daniel Theis, Maxi Kleber oder Paul Zipser sehen. Warum kommen nicht alle Jugendspieler des ETB zu euren Heimspielen?
Die Frage kann ich nicht beantworten.
Letztes Jahr ist die NBBL das erste Mal in die Playoffs gekommen, wie sehen die Ziele dieses Jahr aus?
Gleiches Ziel, wir würden es allerdings gerne ins Viertelfinale schaffen und versuchen uns dafür möglichst gut zu platzieren.
Wann können wir das NBBL Team wieder in der Essener Helmholtzhalle bewundern?
Ich hoffe zu den Playoffs. Das Restprogramm der Hauptrunde schickt uns nach Frankfurt, Leverkusen und Oldenburg. Die beiden Heimspiele gegen Hagen und Bonn werden in Bochum gespielt. Aber die Halle ist von Essen aus gut zu erreichen und wir freuen uns über junge Fans!
Vielen Dank, Thorsten, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Weiterhin eine erfolgreiche Saison samt Erreichen eures Saisonziels!